Berufswahl bedeutet, sich in der Welt der vielen Ausbildungsmöglichkeiten zu entscheiden. Berufswahl ist folglich als Prozess zu verstehen, der in der Regel 6 verschiedene Phasen durchläuft und zu einer bewussten Entscheidung führen soll. Es ist dabei wichtig, dass jede Station sorgfältig und zum richtigen Zeitpunkt bearbeitet wird. Es kann auch sein, dass eine Station mehrmals angegangen werden muss, sei es, dass Vergleiche angestellt, Korrekturen vorgenommen, oder Alternativen infolge neu gewonnener Informationen und Erfahrungen geprüft werden. Das angepasste Durchlaufen der verschiedenen Phasen führt zu Klarheit und Sicherheit in Bezug auf den Berufswahlentscheid. Die Phasen werden anhand des Berufswahl-Portfolios im Fach Berufliche Orientierung von der 9 OS bis in die 11 OS unterrichtet und wo nötig von der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung aktiv unterstützt.
Welche Phasen gehören zum Berufswahlprozess
Phase 1: Meine Berufswahl
Jugendliche werden sensibilisiert und darauf vorbereitet, sich auf das Thema «Berufswahl» einzulassen. Sie lernen das Schweizerische Bildungssystem kennen und erfahren, welche Personen sie im Berufswahlprozess begleiten und unterstützen können.
Für Eltern
Im ganzen Berufswahlprozess nehmen Sie als wichtigste Bezugsperson eine zentrale Rolle ein. Indem Sie das Thema Berufswahl frühzeitig ansprechen, aus Ihrem eigenen Berufsleben erzählen und sich über Ausbildungsmöglichkeiten informieren, unterstützen Sie Ihr Kind.
Berufswahl findet immer in der Familie statt, d.h. sie kann nicht delegiert oder ausgelagert werden. Berufsberatende und Lehrpersonen begleiten den Prozess, nehmen jedoch keine Entscheidung ab.
Für Jugendliche
Du lernst den Berufswahlprozess kennen und erhältst eine Übersicht über die Wege, welche dir nach deiner obligatorischen Schulzeit offenstehen.
Für Schulen
Die Phase 1 startet in der 9 OS. Das Berufswahl-Portfolio, das Berufswahl-Konzept sowie der Stoffverteilungsplan geben den Rahmen vor.
Phase 2: Wer bin ich?
Jugendliche lernen, sich mit sich selbst kritisch auseinanderzusetzen. Sie können ihre Interessen gewichten und lernen unterscheiden, ob sie eine Aktivität in ihrer Freizeit oder beruflich ausüben wollen. Neben der persönlichen Einschätzung verstehen sie es auch die Fremdschätzung ihrer Berufswahlbegleitenden einzuholen und diese bei Abweichungen zu diskutieren.
Für Eltern
Unterstützen Sie Ihr Kind seine Interessen, Neigungen und Fähigkeiten besser kennenzulernen. Zeigen Sie Ihrem Kind anhand konkreter Begebenheiten auf, wo seine Fähigkeiten sind. Ihre Fremdeinschätzung hilft Ihrem Kind, sich realistisch einzuschätzen und zu erkennen, wie andere es sehen. Je sorgfältiger Sie Ihre Meinung erklären, umso mehr kann Ihr Kind davon profitieren und allenfalls sein Selbstbild korrigieren.
Für Jugendliche
Nur wenn du dich mit dir selbst auseinandergesetzt hast, deine persönlichen Stärken und Interessen kennst, bist du auch bereit, dich für einen Beruf oder eine Ausbildung zu entscheiden. Je besser du dich selber kennst, desto besser gelingt dir die Berufswahl.
Für Schulen
Die Phase 2 wird in der 9 OS erarbeitet. Das Berufswahl-Portfolio, das Berufswahl-Konzept sowie der Stoffverteilungsplan geben den Rahmen vor.
Phase 3: Entdeckung der Berufswelt
Die Jugendlichen kennen die Vielfalt der Berufswelt und analysieren die Tätigkeitsbeschreibungen von Berufen und Ausbildungen. Dabei soll die Berufswelt noch als Ganzheit zugelassen werden. Ein zu frühes Fixieren auf bestimmte Berufe verbaut häufig den Blick auf interessante Optionen.
Für Eltern
Machen Sie Ihr Kind auf unterschiedliche Berufsleute und Arbeitstätigkeiten aufmerksam. Begleiten Sie Ihr Kind zu Berufsmessen, Tage der offenen Tür oder ins Berufsinformationszentrum. Durch solche Besichtigungen erhält Ihr Kind einen ersten, wirklichkeitsgetreuen Eindruck. Verschaffen auch Sie sich einen Überblick über die Berufswelt, indem Sie z.B. die Internetseite der Berufsberatung besuchen.
Für Jugendliche
Du verschaffst dir einen Überblick über die vielfältige Berufswelt. Ein genaues Studieren der einzelnen Berufsfelder hilft dir, neue, noch unbekannte Berufe kennenzulernen. Erarbeite dir einige Favoriten, die du anhand der Berufsinformationen auf www.berufsberatung.ch genauer anschauen kannst.
Für Schulen
Die Phase 3 startet in der 9 OS und wird in der 10 OS weitergeführt. Das Berufswahl-Portfolio, das Berufswahl-Konzept sowie der Stoffverteilungsplan geben den Rahmen vor. Die Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung kann eine unterstützende Funktion einnehmen.
Für Betriebe
Nützen Sie die verschiedenen Angebote wie der Berufstag, der Infopass oder die Your Challenge, um Ihren Betrieb den Jugendlichen zugänglich zu machen und mit ihnen in Kontakt zu treten.
Phase 4: Anforderungen, Vergleich Ich-Beruf
Jugendliche vergleichen ihre eigene Persönlichkeit mit den Anforderungen einer Ausbildung oder eines Berufes. Sie bringen ihre Interessen und Fähigkeiten mit den favorisierten Ausbildungen in Bezug und treffen so eine realistische Berufswahl.
Für Eltern
Helfen Sie Ihrem Kind die Anforderungen seines Wunschberufes mit der Realität zu vergleichen. Diskutieren Sie unterschiedliche Ausbildungsmöglichkeiten und fordern Sie Ihr Kind zu einer Stellungnahme auf, weshalb die Ausbildungen passen oder nicht. Es ist wichtig, dass auch Sie Stellung beziehen und Ihre Meinung begründen.
Für Jugendliche
Es ist nun an der Zeit, die Anforderungen deiner gewünschten Ausbildungen mit deinen Interessen, Eigenschaften und Fähigkeiten zu vergleichen. Nachdem du herausgefunden hast, bei welchen Ausbildungen die Anforderungen mit deinen Stärken und Interessen übereinstimmen, solltest du deine Auswahl auf 1-2 Berufe reduzieren.
Für Schulen
Die Phase 4 startet teilweise Ende der 9 OS und wird in der 10 OS weitergeführt. Das Berufswahl-Portfolio, das Berufswahl-Konzept sowie der Stoffverteilungsplan geben den Rahmen vor. Die Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung kann eine unterstützende Funktion einnehmen.
Phase 5: Praktische Berufserkundung
Jugendliche haben mindestens 3 realistische Ausbildungen recherchiert, indem sie an Infoveranstaltungen oder Betriebsbesichtigungen teilgenommen oder Schnupperlehren absolviert haben.
Für Eltern
Ermutigen Sie Ihr Kind an folgenden Aktivitäten teilzunehmen oder begleiten Sie es, falls dies möglich ist: Infopass, Berufsschaufenster
An der überregionalen Infoveranstaltung Sek II erhalten Sie wegweisende Informationen über die verschiedenen Ausbildungsrichtungen nach der OS.
Für Jugendliche
Lerne deine Wunschberufe oder -ausbildungen in der Praxis kennen und überprüfe, ob die Praxis mit deiner Vorstellung übereinstimmt. Der Infopass, eine Schnupperlehre oder das Berufsschaufenster helfen dir dabei.
Für Schulen
Die Phase 5 startet in der 10 OS und wird in der 11 OS weitergeführt. Das Berufswahl-Portfolio, das Berufswahl-Konzept sowie der Stoffverteilungsplan geben den Rahmen vor. Die Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung kann eine unterstützende Funktion einnehmen.
Für Betriebe
Nützen Sie folgende Angebote, um Ihren Betrieb den Jugendlichen zugänglich zu machen und mit ihnen in Kontakt zu treten:
Phase 6: Entscheiden und Umsetzen
Jugendliche wissen, warum sie welche Ausbildung oder welchen Beruf wählen wollen. Sie können ihre Wahl begründen und wissen im Bewerbungsprozess glaubwürdig und selbstbewusst aufzutreten.
Für Eltern
Legen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind realistische Alternativen (Plan B) fest. Unterstützen Sie Ihr Kind im Bewerbungsprozess, indem Sie sich über Aufnahmekriterien (z.B. Noten, Eignungstest etc.) und Anmelde- und Bewerbungsfristen erkundigen. Folgende Angebote können dabei unterstützen:
Für Jugendliche
Wenn du weisst, was du werden willst, beginnt nun die Suche nach einem Ausbildungsplatz. Informiere dich über freie Lehrstellen und bereite dich auf den Bewerbungsprozess vor. Diese Angebote können dich dabei unterstützen:
Für Schulen
Die Phase 6 findet in der 11 OS statt. Das Berufswahl-Portfolio, das Berufswahl-Konzept sowie der Stoffverteilungsplan geben den Rahmen vor. Die Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung kann eine unterstützende Funktion einnehmen.
Für Betriebe
Nützen Sie das Betriebsschaufenster, um Ihren Betrieb den Jugendlichen zugänglich zu machen und mit ihnen in Kontakt zu treten.